Latein (2. Fremdsprache ab Klasse 6)

Erweiterung des eigenen Wortschatzes

Latein hat aus gutem Grund seinen Platz in unseren Bildungsinstitutionen. Gute Lateinkenntnisse haben nicht nur einen positiven Effekt auf das Erlernen romanischer Sprachen, sondern auch auf den Umfang des eigenen deutschen Vokabulars.

Ein fundierter Fremdwortschatz ist ein positives Produkt aus dem Lateinunterricht. Aber auch, wer sich in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen professionell ausdrücken möchte, wird dafür im Lateinunterricht mit einem guten Fundament ausgestattet.

Wörter lateinischen Ursprungs aus dem obigem Text:

Sprachbetrachtung (Deutsch)

Heutzutage steht beim Erlernen von modernen Fremdsprachen wie Englisch, Französisch und Spanisch die Fähigkeit im Vordergrund, in der Fremdsprache aktiv mündlich und schriftlich kommunizieren zu können. Die theoretische Betrachtung des Aufbaus einer Sprache steht eher im Hintergrund. Dies ist für die modernen Fremdsprachen gut und sinnvoll.

Im Lateinunterricht ist die Unterrichtssprache Deutsch. Der Fokus des Unterrichts liegt darauf, ein passives Verständnis der Sprache zu erwerben. Hierzu lernt man, Formen, Strukturen und Sätze zu entschlüsseln und zu übersetzen. Hierbei wird die Struktur der Sprache deutlich. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Muttersprache und zu anderen Fremdsprachen werden erkannt. Die Sprache wird sozusagen in ihre Einzelteile zerlegt und betrachtet. Dabei wird auch die Terminologie zur Beschreibung der Grammatik vertieft. Können viele „Nichtlateiner“ am Ende ihrer Schulzeit „Substantiv“ nicht mehr von „Subjekt“ unterscheiden oder die Unterschiede zwischen „Adjektiv“, „Adverb“ und „Attribut“ nicht mehr erklären, so ist dies für „Lateiner“ grundständiges Handwerkszeug.

Landet man später einmal in einem Beruf, der den reflektierten Umgang mit Sprache erfordert (Journalist, Lehramt, Übersetzer, Dolmetscher, Technischer Redakteur, Lektor, …), tut man sich als „Lateiner“ oft wesentlich leichter.

Philosophie, Geschichte, Literatur, Kunst

Der Lateinunterricht besteht nicht nur aus dem Erlernen von Latein. Ebenso wichtig ist der Kontakt zu den Grundlagen unserer Philosophie, den Ursprüngen unserer abendländischen Geschichte, sowie den Vorbildern unserer Literatur und Kunst.

Im Lateinunterricht kann man staunen, wie modern die alten Römer (und Griechen) schon waren. Man kann moderne Imperien mit dem römischen vergleichen. Man kann erkennen, dass schon in der Antike über den Sinn und Zweck des Lebens philosophiert wurde.

Wer mag behaupten, Goethe und Schiller zu verstehen, wenn man die Anspielungen auf antike Werke überliest? Wie viele Bilder, Statuen und sonstige Kunstgegenstände zeigen uns Situationen, Götter, Mythen, die ihren Ursprung in der Antike haben? Und wie könnte man diesen Ursprung besser kennen und verstehen lernen als durch die unmittelbare Betrachtung des Vermächtnisses aus der Antike, im Besonderen der Texte, die uns die damalige Welt bald sehr vertraut erscheinen lassen.

Sprachkompetenz, Ausdrucksfähigkeit

Unter dem Link "Wortschatz" ist beschrieben, wie sich lateinische Sprachkenntnisse auf mutter- und fremdsprachlichen Wortschatz auswirken. Unter dem Link "Sprachbetrachtung" wird der Einfluss des Lateinunterrichts auf grammatikalische Kenntnisse erläutert.

Was gibt es also noch zu sagen?

Im Lateinunterricht entwickeln Schüler ein sehr reflektiertes Gespür für Sprache. Sie kommen in Kontakt mit modernen und altertümlichen Texten. Bei der Übersetzung stellt sich dann auch die Frage, ob man modernes oder altertümliches Deutsch wählt. Vermutlich kommen hauptsächlich Lateinschüler in Kontakt mit bestimmten Begriffen wie „unbotmäßig“, „eingedenk“ oder „teilhaftig“. Natürlich ist es nicht das Ziel, diese Begriffe im Alltag zu verwenden, sondern ihre Besonderheit zu erkennen und zu erspüren, wie sich Sprache verändert, je nach Zeit und Situation, in der sie verwendet wird.

Nur wer sich in der Sprache auf verschiedenen Ebenen eloquent ausdrücken kann und Nuancen hört und versteht, beherrscht sie wirklich.

Latinum

Kurz und bündig: Wer Latein wählt, bekommt bei ausreichender Leistung vor Eintritt in die Kursstufe das Latinum.

Schüler wissen oft nicht, was sie später werden wollen. Das Latinum dann zu Beginn des Studiums nachzumachen, falls es benötigt wird, ist zwar möglich, kostet aber Zeit und Nerven.

Abitur

Latein kann, sofern es in der Oberstufe fortgeführt wurde, auch als Prüfungsfach im Abitur gewählt werden. Anders als in den modernen Fremdsprachen gibt es hier keine Kommunikationsprüfung.

Außerdem ist Latein ein sehr angenehmes Prüfungsfach. Wer über seine Schulzeit hinweg in Latein gute Leistungen gezeigt hat, muss sich nicht mehr allzu intensiv auf die Abiturprüfung vorbereiten, sondern hat die notwendigen Fähigkeiten bereits erworben. Negative Überraschungen und Panikwochen vor der Prüfung gibt es deshalb im Lateinabitur eher selten.