Das Problem ist bekannt: Viel zu wenige junge Menschen entscheiden sich für einen Handwerksberuf. Wenig angesehen, körperlich anstrengend, schlecht bezahlt – die Vorurteile hängen fest in den Köpfen. Auch und besonders bei Gymnasiasten. Dass ein Studium für sie nicht die einzige Option sein muss, beweisen sechs Schüler und eine Schülerin der 10. Klasse des Burghardt-Gymnasiums.
Denn sie begeistern sich für Holz und spielen zumindest mit dem Gedanken, später eine Lehre zu machen. Sie haben mit ihrem Lehrer Jan Spiesberger, selbst ein Hobby-Handwerker, eine „Holz-AG“ aufgemacht. Freundlich aufgenommen und angeleitet werden sie von Michael Schulz von der Zentralgewerbeschule, der dort unter anderem die Schreinerazubis unterrichtet.
Zustande gekommen ist die Zusammenarbeit auf Initiative von Michael Link von der ZGB. Der wollte bei der Nachbarschule gerne die Vorzüge des Handwerks unterstreichen und fand nicht zuletzt in Schulleiter Jochen Schwab Unterstützung. Schwab und auch sein Lehrerkollege Spiesberger sind Mitglieder der Arbeitsgruppe Netzwerk Mensch und Umwelt, die bei der Stadtverwaltung aus dem Projekt “Der ländliche Raum für Zukunft“ entstanden ist. Und dort ist unter anderem die Idee entstanden, Nistkästen zu bauen, die im Stadtwald andere, oft schon defekte Kästen ersetzen sollen. Mit dem ehemaligen Förster Otto Hemberger, ebenfalls Arbeitsgruppenmitglied, hat man diesbezüglich einen kompetenten Fachmann an der Hand. Und so kam eins zum anderen.
Zurück zu den sieben Jugendlichen: Ihnen hat die ganz praktische Arbeit mit heimischem Kiefern- und Fichtenholz, mit Planzeichnen und dem Umgang mit moderneren Holzbearbeitungsmaschinen großen Spaß gemacht. 17 Vogelhäuser in drei unterschiedlichen Größen bzw. Varianten für unterschiedliche Vogelarten sind entstanden. Das Holz dafür – und für mehr - hat Steffen Scheuermann von der Hainstadter Firma Scheuermann+Heilig gespendet. Nun wird überlegt, wie es weiter gehen kann mit der Holz-AG. Zumindest ein Schüler - stilecht in Latzhose - ist sich schon jetzt ganz sicher, später Schreiner zu lernen. Das Abitur sei damit keineswegs „verloren“, sondern werde ihm den Weg zum Meister erleichtern. Michael Schulz jedenfalls war begeistert von den jungen Leuten; talentiert und motiviert seien sie. Weshalb er sich auch gern weiter in die interschulische Zusammenarbeit einbringen will.
Text und Fotos: Simone Schölch (Stadt Buchen)